Lebt die Rallye des S&P 500 auf geliehener Zeit?

Hinweis: Ab August 2025 bieten wir die Deriv X Plattform nicht mehr an.
Der Aktienmarkt steht wieder hoch im Kurs. Der S&P 500 bricht Rekorde, Technologiewerte steigen stark an, und ein überraschend starker Arbeitsmarktbericht sorgt bei den Händlern für gute Stimmung. Auf den ersten Blick wirkt alles unerschütterlich. Doch ein Blick hinter die Kulissen offenbart eine andere Geschichte: Ausländische Investoren hedgen gegen den Dollar, die Fed hält sich zurück, und Amerikas Ausgabensause zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung.
Also, was steckt dahinter? Ist dies der Beginn eines neuen Bullenmarktes, oder tanzen wir ein wenig zu nah am Abgrund?
Die Rallye, die Fed-Signale ignoriert
Beginnen wir mit den guten Nachrichten – der Arbeitsmarktbericht für Juni war besser als erwartet, mit 147.000 neuen Stellen und einer Arbeitslosenquote von 4,1 %.

Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass Ökonomen mit einer Verlangsamung gerechnet hatten. Die Wall Street nahm die Nachricht auf und trieb den S&P 500 und Nasdaq zu neuen Rekordhochs. Wieder einmal.
Aber hier kommt die Wendung: Starke Arbeitsmarktdaten bedeuten normalerweise geringe Chancen auf Zinssenkungen. Händler haben nun jegliche Chance auf eine Zinssenkung im Juli ausgeschlossen und reduzieren ihre Erwartungen für September. Während der Markt also steigt, verschwindet das Sicherheitsnetz, auf das er hoffte – die Zinserleichterung der Fed – unter seinen Füßen.
Ausländische Investoren setzen auf Dollar-Hedging-Strategien
Hier wird es noch interessanter: Ausländische Investoren verlieren das Vertrauen in den Dollar.
Jahrelang hielten globale Investoren US-Aktien und -Anleihen mit minimalem Währungshedging. Warum auch? Der Dollar war stark, und selbst wenn die Aktien fielen, milderten Währungsgewinne oft den Schlag ab. Doch jetzt ist der Dollar im Jahresverlauf um 10 % gefallen – und 13 % gegenüber dem Euro – und diese alte „natürliche Absicherung“ hat sich in eine Belastung verwandelt.

Vermögensverwalter in Europa, Großbritannien und Asien erhöhen stillschweigend ihre Hedge-Quoten. Ein Kunde von Russell Investments erhöhte diese von 50 % auf 75 %. BNP Paribas, Northern Trust und andere reduzieren ihre Dollar-Exponierung und kaufen Euro, Yen und australische Dollar. Die Derivate-Abteilungen sind in Bewegung, FX ist zurück im Vorstandszimmer, und der Terminkontraktverkauf des Dollars erreicht ein Vierjahreshoch.
Es ist keine Panik, aber auch kein Vertrauensbeweis.
Eine Rallye, angetrieben durch das US-Fiskalstimulus
Unterdessen zündet Washington die Zündschnur für ein 3,4 Billionen Dollar schweres Steuer- und Ausgabenpaket Gesetz. Es hat den Senat passiert, bewegt sich durch das Repräsentantenhaus und könnte rechtzeitig zu den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten von Trump unterzeichnet werden.
Solche Stimuli befeuern in der Regel den Markt – und offensichtlich wirkt es. Aber vergessen wir nicht den Preis. Die US-Staatsverschuldung liegt bereits über 36 Billionen Dollar, und dieses Gesetz würde sie noch weiter erhöhen. Händler mögen den kurzfristigen Rausch, aber der Kater könnte heftig sein.
Handelsspannungen nehmen eine Atempause, doch das Ende der Zollpause naht
In einem seltenen Moment der Ruhe erzielten die Handelsgespräche zwischen den USA und Vietnam eine Einigung, und die Beschränkungen für den Export von Chip-Design-Software nach China wurden aufgehoben. Das half, die Aktien von Synopsys und Cadence Design Systems zu heben. Sogar die Nvidia-Aktie erreichte Rekordhöhen und rückte näher daran, das wertvollste Unternehmen der Geschichte zu werden.
Allerdings endet die 90-tägige Zollpause nächste Woche, und Trump hat klargemacht, dass er bereit ist, „hart durchzugreifen“. Sollten neue Zölle wieder auf den Tisch kommen, könnte sich die Lage ändern.
Volatilitäts-Hedging vs. Marktzusammenhalt
Analysten zufolge ziehen sich Investoren nicht zurück – aber sie schnallen sich definitiv an. FX-Hedging nimmt zu. Volatilität lauert. Und während der KI-Hype und die Tech-Dominanz die Party am Laufen halten, beginnen die Fundamentaldaten zu wackeln.
Die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft ist unbestreitbar – zumindest vorerst. Aber die Rallye fühlt sich zunehmend an wie ein Zaubertrick, der beeindruckend aussieht… bis die Drähte sichtbar werden.
Fliegt oder schwebt die Rallye des S&P 500?
Im Moment wirkt der S&P 500 unantastbar. Doch wenn man einen Schritt zurücktritt, sieht man:
- Eine Fed, die keine Spielräume mehr hat,
- Einen Dollar, der seinen Glanz verloren hat,
- Und ausländische Investoren, die sich still und leise in den Verteidigungsmodus begeben.
Das heißt nicht, dass ein Crash bevorsteht. Aber eine Korrektur? Ein Wackler? Eine plötzliche Tonänderung? Das wäre überhaupt nicht überraschend. Die Frage ist nicht, ob diese Rallye Beine hat – sondern ob diese Beine auf festem Boden stehen oder nur auf einem sehr glänzenden Fleck Treibsand.
Zum Zeitpunkt der Abfassung zeigt die Rallye des S&P 500 erste Ermüdungserscheinungen mit der Bildung einer roten Kerze, die auf einen möglichen Rückgang hindeutet. Das potenzielle bärische Szenario wird durch die Volumenbalken gestützt, die anzeigen, dass der Kaufdruck derzeit nachlässt. Sollte es zu einem signifikanten Rückgang kommen, könnten die Preise bei den Unterstützungsniveaus von 5.945 $ und 5.585 $ Halt finden. Umgekehrt könnten die Preise bei einer Wiederaufnahme des Aufwärtstrends auf den Widerstand bei 6.289 $ stoßen.

Wird der S&P 500 einen weiteren Rekord brechen? Sie können auf die US-Märkte mit einem Deriv MT5, Deriv cTrader oder einem Deriv X-Konto spekulieren.
Haftungsausschluss:
Die angegebenen Leistungszahlen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.