Was Powells dovishe Neigung und Uedas hawkishe Haltung für USD/JPY bedeuten

Der US-Dollar fiel auf ein Vier-Wochen-Tief, nachdem Federal Reserve Vorsitzender Jerome Powell signalisiert hatte, dass die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung zunehmen, was die Erwartungen an eine Zinssenkung im September befeuerte. Gleichzeitig wies der Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda, auf eine beschleunigte Lohnentwicklung in Japan hin, was die Erwartungen verstärkte, dass die BoJ bis Oktober die Straffung wieder aufnehmen könnte. Diese Kombination unterstreicht eine politische Divergenz, die darüber entscheiden könnte, ob USD/JPY auf 150 steigt oder näher an 140 zurückfällt.
Wichtige Erkenntnisse
- Powells Rede in Jackson Hole erhöhte die Marktsicherheit für eine Zinssenkung im September, wobei Händler eine Wahrscheinlichkeit von 84 % einpreisten.
- Die Märkte erwarten nun insgesamt 53 Basispunkte an Senkungen bis Jahresende, wobei der Verlauf von den kommenden US-Inflations- und Arbeitsmarktdaten abhängt.
- Der Dollarindex fiel nach Powells Äußerungen um mehr als 1 %, was USD/JPY vor einer Erholung im asiatischen Handel nach unten drückte.
- Die US-Staatsverschuldung ist in nur 48 Tagen um 1 Billion US-Dollar gestiegen, was langfristige Bedenken hinsichtlich der fiskalischen Nachhaltigkeit und der Attraktivität als sicherer Hafen aufwirft.
- Ueda wies auf eine sich ausweitende Lohnentwicklung und den engen japanischen Arbeitsmarkt hin, was die Erwartungen an eine BoJ-Zinserhöhung bis Oktober aufrechterhält.
- Händler sehen USD/JPY nahe dem Widerstand bei 147,50 gedeckelt, wobei ein Ausbruch in Richtung 150 oder eine Umkehr in Richtung 140 vom Timing der Fed und BoJ abhängt.
Powells dovishe Neigung: Erwartungen an Fed-Zinssenkungen
In Jackson Hole sagte Powell vor einem Publikum aus globalen Ökonomen und Politikern, dass „die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung zunehmen. Und wenn diese Risiken eintreten, kann das schnell geschehen.“
Die Märkte interpretierten die Aussage sofort als dovishe Wende und erhöhten die Wetten auf eine kurzfristige Lockerung. Laut CME- und LSEG-Daten:
- 87 % Wahrscheinlichkeit für eine Viertelpunkt-Senkung bei der FOMC-Sitzung am 17. September.
- Für den Rest des Jahres 2025 sind rund 53 Basispunkte an Senkungen eingepreist.
Diese Wende folgt auf Monate wechselnder Erwartungen:
- Anfang August: Schwache Beschäftigungszahlen stärkten die Erwartungen an Senkungen.
- Mitte August: Hohe Produzentenpreis-Inflation (PPI) und robuste Geschäftsumfragen zwangen Händler, ihre Erwartungen zurückzuschrauben.
- Nach Jackson Hole: Powells Bemerkungen räumten effektiv die Hürde für Dovishness aus dem Weg und stärkten das Vertrauen, dass Senkungen unmittelbar bevorstehen.
Analysten von Goldman Sachs stellten fest, dass Powells Botschaft „die niedrige Markterwartung an Dovishness nach einer stetigen Erosion der Fed-Senkungserwartungen überwand. Es wird von den Daten abhängen, das Tempo und die Tiefe der Senkungen zu bestimmen.“
US-Schuldenbelastungen drücken auf den Dollar
Über die Geldpolitik hinaus verschlechtert sich der fiskalische Hintergrund der USA rapide. Die Bundesverschuldung ist in nur 48 Tagen um 1 Billion US-Dollar gestiegen, was 21 Milliarden US-Dollar pro Tag entspricht. Seit dem 11. August 2025 wurden allein weitere 200 Milliarden US-Dollar hinzugefügt, was die Gesamtsumme nahe an 38 Billionen US-Dollar bringt.
Die Staatsausgaben verschlingen nun jährlich 44 % des BIP, ein Niveau, das seit dem Zweiten Weltkrieg oder der Krise 2008 nicht mehr erreicht wurde – allerdings diesmal ohne wirtschaftlichen Notstand.

Anleihenauktionen zeigen bereits Anzeichen nachlassender Nachfrage, wobei Investoren höhere Renditen verlangen, um neue Emissionen aufzunehmen.

Für die Devisenmärkte entsteht dadurch ein doppelter Druck:
- Wenn die Fed senkt, verringert sich der US-Renditevorteil.
- Wenn die Schulden weiter steigen, könnten Investoren die Attraktivität des Dollars als sicheren Hafen infrage stellen.
Diese Kombination macht den Dollar bereits vor Berücksichtigung der dovishen Fed-Politik verwundbar.
Trumps Angriffe erhöhen Glaubwürdigkeitsrisiken
Zusätzlichen Druck auf den Dollar erzeugt zunehmende politische Reibung. Präsident Donald Trump kritisierte Powell wiederholt – zunächst wegen ausbleibender Zinssenkungen und zuletzt wegen Kostenüberschreitungen bei der Renovierung des Fed-Gebäudes.
Letzte Woche eskalierte Trump, indem er Fed-Gouverneurin Lisa Cook ins Visier nahm und sagte, er würde sie entlassen, falls sie nicht wegen Hypothekenbeständen in Michigan und Georgia zurücktritt. Diese Eingriffe werfen Fragen zur Unabhängigkeit der Fed auf und trüben die US-Politikperspektive weiter.
Für globale Investoren birgt eine dovishe Fed in Kombination mit politischem Druck das Risiko, das Vertrauen in die monetäre Stabilität der USA zu untergraben und die Dollar-Schwäche zu verstärken.
Uedas hawkishe Haltung: Arbeitsmarkt prägt BoJ-Ausblick
Im starken Kontrast dazu schlug BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda in Jackson Hole einen zuversichtlicheren Ton an. Er stellte fest, dass Lohnerhöhungen sich von großen Unternehmen auf kleine und mittlere Betriebe ausweiten und sich aufgrund des angespannten Arbeitsmarktes voraussichtlich weiter beschleunigen werden.
Japans Kernverbraucherpreisindex (CPI) stieg im Juli im Jahresvergleich um 3,1 %, über den Prognosen und weiterhin deutlich über dem 2 %-Ziel der BoJ, obwohl die Inflation zum zweiten Mal in Folge langsamer wurde.

Diese Kombination aus hartnäckiger Inflation und steigenden Löhnen stützt das Argument, dass die BoJ nach der Pause nach der Erhöhung im Januar die Zinserhöhungen wieder aufnehmen wird. Die Märkte sehen die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung im Oktober bei etwa 50 % – ein Münzwurf.
USD/JPY: Fokus auf Divergenz der Zentralbankpolitik
Die Fed tendiert dovish, während die BoJ hawkish ist, was einen klaren Wendepunkt für USD/JPY schafft:
- Aufwärtsszenario (150): Wenn US-Daten stark genug sind, um Senkungen zu verzögern, oder wenn sichere Hafenflüsse aufgrund fiskalischer oder geopolitischer Spannungen steigen, könnte USD/JPY 150 testen.
- Abwärtsszenario (140): Wenn Powell im September senkt und Ueda im Oktober mit einer BoJ-Erhöhung folgt, könnte die Divergenz eine stärkere Yen-Rallye auslösen.
Derzeit notiert das Paar nahe 147,40–147,50, einer wichtigen Widerstandszone. Die nächsten Auslöser sind:
- PCE-Inflation (Freitag) – das bevorzugte Maß der Fed.
- Beschäftigungszahlen August (nächste Woche) – entscheidend zur Bestätigung der Arbeitsmarktrisiken.
USD/JPY technische Analyse
Zum Zeitpunkt der Erstellung notiert das Paar nahe einer Unterstützungszone, was auf eine mögliche Kurssteigerung hindeutet. Die Volumenbalken zeigen dominanten Kaufdruck mit wenig Gegenwehr von Verkäufern, was die bullishe Erzählung unterstützt. Sollte eine Kurssteigerung eintreten, könnte der Preis bei 148,89 auf Widerstand stoßen. Umgekehrt könnten bei einem Rückgang Unterstützungen bei 146,65 und 143,15 gefunden werden.

Anlageimplikationen
Für Händler ist die USD/JPY-Positionierung sehr sensibel gegenüber der Reihenfolge der Fed- und BoJ-Entscheidungen:
- Kurzfristig: Taktischer Verkauf nahe 147,50–150 könnte attraktiv sein, wenn US-Daten eine Zinssenkung im September bestätigen.
- Mittelfristig: Yen-Stärke könnte zunehmen, wenn die BoJ im Oktober erhöht, während die Fed weiter lockert.
- Risiken: US-Fiskalinstabilität und politischer Druck auf die Fed könnten die Dollar-Schwäche über die geldpolitischen Treiber hinaus beschleunigen.
Da sich beide Zentralbanken bewegen, hängt der nächste entscheidende Schritt bei USD/JPY davon ab, welche politische Änderung zuerst erfolgt: eine Fed-Senkung oder eine BoJ-Erhöhung.
Häufig gestellte Fragen
Warum hat Powells Rede den Dollar geschwächt?
Weil sie die Wahrscheinlichkeit bevorstehender Fed-Zinssenkungen erhöhte und damit die Attraktivität der US-Renditen verringerte.
Wie viel Lockerung ist eingepreist?
Die Märkte sehen eine 87%ige Chance für eine Senkung im September und 53 Basispunkte an Reduzierungen bis Jahresende.
Warum ist die US-Schuld wichtig für USD/JPY?
Die explodierende Verschuldung wirft Zweifel an der fiskalischen Nachhaltigkeit der USA auf und macht den Dollar als sicheren Hafen weniger attraktiv.
Was stützt die hawkishe Haltung der BoJ?
Sich ausweitendes Lohnwachstum, hartnäckige Inflation über 2 % und strukturelle Arbeitskräftemängel.
Was sind die Schlüsselmarken für USD/JPY?
Aufwärtswiderstand nahe 147,50–150, Abwärtsunterstützung in Richtung 140.
Haftungsausschluss:
Die angegebenen Leistungszahlen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.