Japan bleibt vorsichtig, während die US-Kredite herabgestuft werden

Da die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen jahrzehntelang das unangefochtene Zufluchtsziel in Zeiten von Marktturbulenzen waren – berechenbar, liquide und durch das volle Vertrauen der Bundesregierung gestützt. Doch der weltweit vertrauenswürdigste finanzielle Rückhalt wirkt zunehmend wackelig.
Moody’s hat gerade erst das US- Kreditrating herabgestuft und damit den jahrelangen Abstieg von fiskalischer Disziplin zu steigenden Defiziten und politischer Blockade besiegelt. Dieser Schritt hat die Märkte nicht geschockt – bestätigte jedoch, was viele befürchtet hatten: Das Schuldenproblem Amerikas ist keine Zukunftsangelegenheit mehr.
Unterdessen navigiert Japan auf der anderen Seite des Pazifiks durch seine eigene Krise. Langsames Wachstum, strukturelle Schulden und neue US- Zölle. Doch im Gegensatz zu Washington zeigt Tokio Zurückhaltung. Mit Zinserhöhungen, die weiterhin im Raum stehen, und politischen Führern, die gegen vorgezogene Wahlkampfausgaben angehen, gedeiht Japan zwar nicht, aber es achtet auf seine Schritte.
Wenn die größte Volkswirtschaft der Welt eine Warnung bekommt, könnten wir uns auf eine globale Krise vorbereiten?
Moody’s Ratingherabstufung: Amerikas perfektes Kreditrating ist passé
Am 16. Mai, spät am Freitagabend und nach Börsenschluss, platzte Moody’s ganz leise eine Bombe: Das souveräne Kreditrating der Vereinigten Staaten wurde von Aaa auf Aa1 herabgestuft. Die Ankündigung setzte einen langsam brennenden Trend fort: Alle drei großen Ratingagenturen haben nun Amerika seinen einst makellosen Status aberkannt.
Deren Gründe sind schwer zu ignorieren. Die US- Staatsverschuldung hat über 36 Billionen Dollar überschritten, und es gibt keinen glaubwürdigen Plan, diese in den Griff zu bekommen. Das neue Steuersenkungspaket von Präsident Donald Trump, das von einem wichtigen Ausschuss nach Tagen republikanischer interner Streitigkeiten genehmigt wurde, könnte laut Schätzungen das Defizit bis 2034 um bis zu 5,2 Billionen Dollar erhöhen.

Doch Washington zeigt wenig Interesse daran, großzügige Ausgaben mit Zurückhaltung zu koppeln. Moody’s warnte, dass „aufeinanderfolgende Regierungen den Trend steigender fiskalischer Defizite und Schulden nicht umkehren konnten.“ Die Agentur erwartet keine wesentlichen Verbesserungen von derzeitigen Vorschlägen. Mit anderen Worten: Die USA sind nicht nur verschuldet – sie befinden sich in der Verleugnung. ist nicht nur hoch verschuldet – es befindet sich im Verdrängungsmodus.
US Treasury-Renditen und Ausblick am Anleihemarkt
Die Reaktion des Marktes war schnell. US- 30-jährige Treasury-Renditen stiegen kurzzeitig über 5 %, während 10-jährige Renditen zweistellig zunahmen.

Alt-Text: Ein Diagramm, das jüngste Spitzen bei den US- Treasury-Renditen zeigt, wobei die 30-jährige Anleihe die 5-%-Marke durchbrochen hat und die wachsende Besorgnis der Investoren über die fiskalische Stabilität der USA widerspiegelt. fiskalische Stabilität.
Quelle: Tullet Prebon, WSJ
Steigende Renditen sind mehr als eine Randnotiz – sie signalisieren, dass Investoren eine höhere Entschädigung für das Halten von US- Schulden fordern, die nicht mehr als einwandfrei gelten.
„Wir treten in eine Ära ein, in der fiskalische Verantwortungslosigkeit tatsächlich etwas kostet“, sagte ein Stratege. Die Rückkehr der sogenannten Anleihe-Vigilanten – Investoren, die Regierungen für nicht nachhaltige Politik bestrafen – ist keine theoretische Bedrohung mehr. Es passiert.
Auch der Dollar gerät zunehmend unter Druck. Obwohl er nicht eingebrochen ist, wackelt er. Das Währungspaar USD/JPY fiel unter die wichtige Marke von 145,00, was einen stärkeren Yen und einen schwächeren Greenback widerspiegelt. Dieser Wandel wird teilweise durch unterschiedliche Wege der Zentralbanken getrieben – die US- Federal Reserve wird voraussichtlich später in diesem Jahr die Zinsen senken, während die Bank von Japan möglicherweise weiter strafft.
Aber es geht auch um Vertrauen. Wenn das weltweite „risikofreie“ Asset herabgestuft wird, stellen die Menschen unbequeme Fragen.
Japans vorsichtige Haltung erregt stille Aufmerksamkeit
Japan steht unter erheblichem Druck. Die Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,7 % (annualisiert) – der erste Rückgang seit einem Jahr.

Strukturelle Probleme bestehen weiter, von demographischen Gegenwinden bis hin zu einer Schuldenquote, die zu den höchsten der entwickelten Welt gehört. Und neue US- Zölle fügen eine weitere Schicht der Unsicherheit hinzu.
Dennoch ist Japans politische Haltung vergleichsweise besonnen. Nach Jahren ultralockerer Geldpolitik signalisiert die Bank of Japan nun, dass weitere Straffungen möglich bleiben. Vizegouverneur Shinichi Uchida bemerkte diese Woche, dass die Inflation wieder anziehen könnte und die Zentralbank entsprechend reagieren würde.
Auf der fiskalischen Seite hat Premierminister Shigeru Ishiba eine entschlossene Haltung eingenommen. Kürzlich lehnte er Aufrufe ab, die Mehrwertsteuer vor einer wichtigen Wahl zu senken, und warnte davor, dass Japans fiskalische Lage fragile bleibt. Seine Botschaft war nicht auffällig, aber sie kam bei den Märkten klar an: Kurzfristige Beliebtheit wird nicht auf Kosten langfristiger Stabilität erkauft.
Das bedeutet keine Stärke, noch legt es nahe, dass Japan plötzlich ein Vorbild ist. Aber in einem finanziellen Umfeld, in dem Disziplin wieder eingepreist wird, haben solche Signale Gewicht.
Neu-Bewertung von Risiken in einer sich wandelnden Landschaft
Traditionell fließt bei steigender Unsicherheit Geld fast automatisch in US- Assets. Dieser Reflex schwächt sich jedoch ab. Investoren sind nun eher bereit, Annahmen zu hinterfragen, die einst unbestritten waren.
Die Herabstufung der US- Schulden hat keine Krise ausgelöst – aber sie hat eine Komfortschicht entfernt. Mit der Federal Reserve am Ende ihres Straffungszyklus und einem sich verschlechternden fiskalischen Ausblick fühlt sich der Boden unter „risikofreien“ Assets weniger fest an.
Es gibt auch eine praktische Überlegung: Wenn Japan seinen eigenen Anleihemarkt durch Straffungen weiter steuert, könnte es beginnen, seine Auslandsbestände zu reduzieren – einschließlich US- Treasuries, wo es weiterhin der zweitgrößte Inhaber ist. Das könnte die US- Renditen weiter nach oben treiben und zu den bereits in Washington wachsenden Finanzierungsdruck beitragen.
Technischer Ausblick: USD/JPY Prognose
Um es klarzustellen: Niemand sagt, dass der Dollar über Nacht entthront wird oder dass Japan bereit ist, die Finanzhauptstadt der Welt zu übernehmen. Aber Wahrnehmungen zählen. Und gerade jetzt beginnt die Wahrnehmung zu schwinden, dass Amerika am Ende immer das Richtige tut.
Die Ironie ist stark: Japan, lange verspottet für seine Stagnation, wird zum Symbol für Disziplin. Amerika, einst das Vorzeigebeispiel für fiskalische Stärke, flirtet jetzt mit untragbaren Schulden, parteiischer Lähmung und Kreditherabstufungen.
Die Welt schaut zu – und sichert sich zunehmend ab.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts tendiert das Währungspaar USD/JPY gegen die 144,00 $-Marke. Ein Verkaufsseitentrend ist im Tageschart erkennbar. Die Volumenbalken zeichnen jedoch ein Bild nachlassenden Verkaufsdrucks, was auf eine Preiserholung hindeuten könnte. Sollte das Paar weiterhin fallen, könnten die Preise bei 142,10 $ eine Unterstützung finden. Bei einer Erholung könnten die Preise auf Widerstand bei 145,51 $ und 148,29 $ stoßen.

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